2107 Musikrückblick

January 2, 2018

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2017 war eines der ereignisreichsten Jahre meines Lebens und im Bezug auf Musik das Jahr in dem ich die meiste neue und gute Musik meiner Bibliothek hinzufügen durfte. Deshalb möchte ich gerne auf meine persönlichen Highlights eingehen. Dies ist ohne Zweifel eine zutiefst (ASP-Pun) subjektive Betrachtung und ich bitte dich, lieber Leser, das zur Kenntnis zu nehmen. Vielen Dank!

Januar

Ludovico Einaudi Una Mattina

2004 | Klassik

Die Musik des italienischen Pianisten Ludovico Einaudi lernte ich wie so viele Andere durch den französischen Film “Ziemlich Beste Freunde” (2011) kennen. Dieses Album beginnt mit dem, auch aus dem Film bekannten und albumnamensspendenden “Una Mattina” und wem das Lied gefällt, dem wird auch der Rest des Albums gefallen. Dieses rein instrumentale Album ist wunderbar dafür geeignet beim Programmieren im Hintergrund zu laufen, oder einfach nur zum Entspannen.

The Glitch Mob – Drink the Sea

2010 | Elektronische Musik, Dubstep

Dieses Album hat einen ganz eigenen, seltsamen Vibe. Auch wenn ich selbst mit Esoterik absolut gar nichts anfangen kann zieht einen der Sound und die Stimmung in seinen Bann und lässt hinter den Noten etwas Mystisches durchscheinen. Auch dieses Album ist sehr instrumentenlastig, auch wenn hier und da Gesang vorkommt.

Ich kann “Drink the Sea” jedem empfehlen, der an etwas dünklerem, tiefgründigem Elektro Interesse hat und Dubstep nicht abgeneigt ist.

Breaking Benjamin – Dark Before Dawn

2015 | Metalcore

Metalcore ist ein schwieriges Thema. Vieles klingt gleich und oft hat man den Eindruck die Musik sei nur dazu da, um noch eine Platte zu verkaufen. Dark Before Dawn fällt definitiv nicht in diese Kategorie. Vom Anfang bis zum Ende wirkt alles wie aus einem Guss und ist trotzdem sehr abwechslungsreich. Dass es nicht nur alle vollen Tracks, sondern sogar Intro und Outro des Albums auf meine Bestenliste geschafft haben sagt eigentlich Alles.

Ich empfehle dieses Album allen Metalcore-Fans und allen, die eingängige Melodien neben einer etwas härteren Gangart zu schätzen wissen.

ASP – GeistErfahrer Langspielalbum

2017 | Gothic Novel Rock

ASP’s GeistErfahrer EP ist ja mittlerweile 5 Jahre alt und das ist ein Grund, sie noch einmal in erweiterter Version wiederaufleben zu lassen, denn die in ihr enthaltene Gesellschaftskritik ist eben so aktuell wie wichtig. Alle auf der EP vorhandenen Songs werden auf dem GeistErfahrer Langspielalbum zu neuem Glanz aufpoliert und durch zwei neue Stücke sowie zwei thematisch passende Klassiker ergänzt. Auch wenn ich anfangs dazu tendierte nur die neuen Stücke als MP3 zu kaufen habe ich mich doch zum Kauf des ganzen Albums entschieden und bin nicht enttäuscht. Jetzt habe ich zwar die Tracks doppelt in meiner Liste, aber diese Message hört man sowieso besser einmal zu viel als zu wenig!

Februar

Starset – Vessels

2017 | Metalcore

Vor einigen Jahren stieß ich durch Zufall auf die Space-Metalcore Band Starset und liebte ihr Album Transmissions, da es wie auch das oben genannte Dark Before Dawn zu jenen selten brillianten Metalcore Alben gehört. Das Nachfolgewerk Vessels schlägt eine etwas eingängigere Richtung ein, ist aber von einer Enttäuschung weit entfernt. Wer sich auf den neuen Stil einstellt wird mit schönen Melodien als auch ungekannt harten Scream-Parts belohnt. Es hinkt trotzdem hinter seinem Vorgänger her, insbesondere weil keines der Lieder mich so dermaßen mitgerissen hat wie beispielsweise Let It Die oder Carnivore.

Schammasch – Sic Lvceat Lux | Contradiction | Triangle

2010 | 2014 | 2016| Black Metal

Durch Zufall bin ich auf die Schweizer Avantgarde Black Metaller Schammasch gestoßen und es war buchstäblich Liebe auf den ersten Akkord (Crepusculum von Triangle). Über die letzten Jahre hatte ich mich immer weiter von meinen Metal-Wurzeln entfernt, doch seit ich Schammasch entdecken durfte ist klar, dass das Thema für mich noch lange nicht abgeschlossen ist. Die düstere und dichte Atmosphäre, die in diesen drei Alben rüberkommt habe ich seit Burzum’s Meisterwerk Filosofem nicht mehr so intensiv gespürt und wer einmal das Triple-Album Triangle in seiner vollen Länge genossen hat wird es so schnell nicht mehr los. Ich bin von allen drei Alben extrem begeistert. Sic Lvceat Lux schlägt zwar noch in traditionellere Black Metal Schienen, aber spätestens bei Contradiction ist zweifellos klar, dass hier absolute Meister am Werk sind. Die Abwechslung zwischen Screams, Cleanem Gesang, Ambient-Elementen, Post-Rock Soli und hämmerndem Mid-Tempo Black Metal erschafft ein eigenständiges, charakteristisches Musikerlebnis, das für mich die Entdeckung des Jahres geworden ist.

Farin Urlaub – Endlich Urlaub!

2001 | Punk

Ich kannte bereits zwei Soloalben von Farin Urlaub (Die Wahrheit übers Lügen und Faszination Weltraum), von denen ich sehr begeistert bin und Farins erstes eigenes Album Endlich Urlaub! macht da keine Ausnahme. Der Name des Albums ist Programm, denn wenn hier ein Lied nach dem anderen zündet breitet sich das ewige Lächeln des Sängers genüsslich über das des Zuhörers aus als läge man am Strand. Hier spürt man die pure Lust am Musizieren wie sonst selten bei einem Musiker. Farins Texte sind leicht, verspielt, ironisch, verliebt und menschlich, was in meiner Bibliothek eine willkommene Abwechslung ist.

Die Evergreens dieses 16 Jahre alten Albums sind längst allen bekannt, also braucht es keine Empfehlung mehr.

März

Arkasia – Evolution

2011 | Elektronische Musik, Dubstep

Evolution ist kein einfaches Werk und ich kann mich auch nicht mit allen seinen Teilen anfreunden, im Speziellen mit den eingespielten Text-Samples, in denen es um Verschwörungstheorien geht. Kaufgrund für das Album war auf jeden Fall das stimmungsvolle “Pandemonium”, das ich auf YouTube bereits immer und immer wieder gehört hatte, doch auch die anderen 8 Songs überzeugen durch harten und melancholischen Dubstep.

Mir gefällt Evolution nicht ganz so gut wie der Nachfolger New Born, den ich bereits länger in meiner Bibliothek habe aber es ist ein gutes Arkasia-Album das auf jeden Fall begeistert wenn man seine Musik generell mag.

65daysofstatic – No Man’s Sky: Music For An Inifinite Universe

2016 | Soundtrack

Wie auch immer man zu No Man’s Sky stehen mag, die Musik zum Spiel mit dem prozedural generierten Universum ist sehr gelungen. Es finden sich auf dem Album sowohl eingängige Tracks wie zum Beispiel Asimov, welches läuft wenn man zum ersten Mal auf eine Weltraumstation zusteuert, als auch die zahlreichen Hintergrundtracks. Beeindruckend bei diesen ist, dass sie zu den verschiedensten fremdartigen Planeten passt, die man in dem Spiel erforschen kann und auch beim Arbeiten gut im Hintergrund laufen können.

Der Stil des rein instrumentalen Albums ist an die Sci-Fi Musik der 1990er Jahre angelehnt, besitzt aber auch reichlich eigene Ideen und seinen eigenen unverkennbaren Charakter. Wer den Soundtrack von Interstellar mochte sollte hier auf jeden Fall einmal hineinhören. Ähnlich minimalistisch geht es hier oft zu und dann aber wieder mit klaren Melodien und epischer elektronischer Musik.

Mai

Rotting Christ – Rituals

2016 | Dark Metal

Ich hatte bis hierhin keine Ahnung von ritualistischem Dark Metal. Dieses Album trägt seinen Namen nicht umsonst, denn hier wird eine Teufelsanbetung nach der anderen abgefeuert und zwar erstens in jeweils einer anderen Sprache angefangen von Latein, über Griechisch, Hebräisch und Französisch bis hin zu Sanskrit und zweitens mit einem atemberaubend guten Sound. Jedes einzelne Stück ist super produziert und beeindruckt sofort beim ersten hören.

Diese Platte ist bei mir immer und immer wieder gelaufen und ich kann sie jedem Headbanger wirklich nur ans Herz legen. Das ist kein schwieriges Album, das sich erst beim wiederholten Hören erschließt, sondern heftiges Geballer vom Allerfeinsten.

Juni

Schammasch – The Maldoror Chants: Hermaphrodite

2017 | Black Metal, Ambient

Auf dieser CD gehen Schammasch neue Wege, denn hier liegt nicht eine weitere Black Metal Scheibe vor, sondern eine atmosphärische Reise in die Welt der “Gesänge des Maldoror”, ein Buch des französischen Autors Lautréamont aus dem 19. Jahrhundert. Die relativ kurze Platte beginnt ganz unscheinbar und nimmt sich genügend Zeit ihre Atmosphäre aufzubauen, um dann erst lauter und am Ende schneller und brutaler zu werden. Viele Puristen werden mit dem Album wohl ihre Probleme haben, aber ich bin absolut begeistert. So kurz nach dem monumentalen Triangle schon wieder den nächsten Volltreffer hinzulegen ist noch dazu sehr beeindruckend.

Für alle Fans von atmosphärischer und düsterer Musik der härteren Gangart ist das hier ein absolutes Muss!

Rotting Christ – Κατα Τον Δαιμονα Εαυτου

2013 | Dark Metal

Nachdem ich vom aktuellen Album der Griechen schon so begeistert war ließ der Kauf des Vorgängers nicht lange auf sich warten. Κατα Τον Δαιμονα Εαυτου (Gesprochen “Kata ton daimona eaftou”) schlug offenbar die Gangart für Rituals an. Auch hier wird in den unterschiedlichsten Sprachen düster gerockt, angebetet und verflucht. Die Produktion ist auch hier wahnsinnig gut gelungen und macht jedes einzelne Lied zu einem Hit, die vor allem live wirklich reinhauen.

Jemandem der die Band noch nicht kennt würde ich zuerst dieses Album und dann erst Rituals empfehlen, da hier eine deutliche Qualitätssteigerung zu spüren ist.

August

Käpt’n Peng und die Tentakel von Delphi – Das nullte Kapitel

2017 | Hip-Hop

Dass Hip-Hop weit außerhalb aller gängigen Konventionen immer noch mitreissend sein kann hat Käpt’n Peng längst bewiesen. Der einzigartige Mix aus großteils akustisch eingespielten Beats, hochphilosophischen Texten und einer selten gesehenen Verspieltheit hat mich schon auf Expedition ins O überzeugt.

Das nullte Kapitel ist dessen Konsequente weiterführung. An Qualität geht hier gar nichts verloren und noch mehr Tracks als auf dem letzten Album schafften es auf meine Bestenliste. Allerdings muss ich leider gestehen, dass absolute Hits wie Sockosophie oder Der Anfang ist nah hier leider ausbleiben, wenn auch manche Lieder nah dran sind. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Album jedem Fan der alten Alben, sowie Freunden von unkonventionellem Hip-Hop, komplexen Texte und philosophischen Themen empfehlen.

Oktober

Batushka – Litourgiya

2015 | Black Metal

Das polnische Black Metal Konglomerat Batushka, dessen Mitglieder unbenannt und auf der Bühne maskiert sind lernte ich kennen, weil sie mit Schammasch auf Tour gehen. Ich hörte nur kurz in ihr erstes und bislang einziges Album Litourgiya hinein und war begeistert.

Das Album ist die Vertonung einer auf altrussisch gesprochenen christliche Messe, nur eben als Black Metal-Version. Chorale Gesänge wechseln sich hier mit klassischen Scream-Parts, und Elemente klassischer Kirchenmusik mit donnernder Double-Bass und schreienden Gitarren ab. Das Album finde ich außerdem insofern bemerkenswert, dass es einerseits recht abwechslungsreich ist und andererseits auch keinen schwächeren Teil besitzt. Die Liturgie genießt man am Besten am Stück, damit alle Teile ineinander greifen können.

ASP – Fremder-Zyklus, Teil 3: zutiefst

2017 | Gothic Novel Rock

Maskenhaft ist schon vier Jahre alt und jetzt erhält der Fremder-Zyklus einen neuen Teil. Zutiefst war beim ersten und zweiten Mal hören eher schwierig und weniger zugänglich als sein Vorgänger. Viele Tracks sind sehr lang und zum Thema passend dunkel und langsam.

Wenn man aber die Hürden der ersten paar Durchläufe hinter sich hat und man die kommenden Akkorde beim Hören schon erwartet, fügt sich alles gut zusammen und man kann das Album richtig genießen. Für mich finden sich zwar nicht so viele Ohrwürmer wie auf Maskenhaft, doch das ist ja auch nicht Ziel eines ASP-Albums. Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Zeit in der ich dieses Album wieder und wieder hören kann, um in ihm zu versinken und die Melodien mich durch den Alltag treiben lassen kann.

November

Dame – Zukunftsmusik

2017 | Hip-Hop

Seit Herz gegen Fame habe ich jedes Album von Dame gekauft ohne auch nur hineinzuhören, weil ich von der Qualität im Vorhinein überzeugt war. Nach Zukunftsmusik ändert sich dieses Verhalten nun, denn lediglich vier der sechzehn Tracks konnten mich überzeugen: “Legendenstatus”, “Druck”, “Wir sind so” und “Neuanfang”, wobei mich inhaltlich nur das letzte Stück überzeugen konnte und die anderen durch Beat und Wortwitz.

Es gab auf jedem Dame Album bisher Lieder die mir nicht gefielen, doch diese haben leider nun die Oberhand gewonnen. Ich will einfach nicht noch zwei Lieder über seine Freundin hören, inhaltslose, sich wiederholende Outros oder gewaltverherrlichende Battle-Anthems darüber wie nun seine Gegner auf die schlimmstmögliche Weise zerfetzt werden, denn davon gab es auf den Alben schon genug. Von mir gibt es also keine Empfehlung. Da höre ich lieber zum hundertsten Mal Notiz an mich, oder Lebendig Begraben.

Rakede – Es geht mir gut! (Sehr, sehr gut. Sehr gut!)

2017 | Hip-Hop, Reggae, Dubstep

Auf dieses Album habe ich mich bereits seit Jahren gefreut und als langsam die ersten Singles dazu veröffentlicht wurden konnte ich es fast nicht glauben, dass es neuen Stoff meiner Lieblingsband zu hören gibt. Meine Erwartungen nach dem unschlagbaren Erstling Rakede waren natürlich hoch und im Nachhinein betrachtet absolut utopisch. Das neue Album sollte für mich den Kurs des ersten fortsetzen und nach 3 Jahren nahtlos ansetzen, doch so wurde das natürlich alles nicht.

Wie der Titel des Albums schon vermuten lässt geht es hier ziemlich sarkastisch und pessimistisch zu und die ersten paar Mal durchhören haben mich durchaus sehr mitgenommen, waren es doch die positiven Texte, die die Band für mich ausgemacht hatten. Auch zündeten einige Songs nicht sofort und manche sogar überhaupt nicht bei mir, was irgendwann auch passieren musste, mich aber trotzdem überraschte. Das ist jedoch alles Jammern auf allerhöchstem Niveau, denn Rakede ist und bleibt meine Nummer 1 und die meisten der neuen Tracks finde ich extrem gut, vor allem “Papa”, “Mach die Augen zu”, “Bruce Lee”, “Pest im Paradies” und “Schwarz”. Ich weiß natürlich, dass Rakede tun werden was sie müssen um sich weiterzuentwickeln und denke, dass die “Ja… aber was wenn alles klappt”-Tage wahrscheinlich vorbei sind, aber ich hoffe wirklich sehr, dass ich die Entwicklung mit ihnen mitmachen kann und mir ihre Musik auch in vielen Jahren noch gefällt.